Wir haben die Ladezeiten von 18,5 Millionen Domains analysiert, um mehr über ihren Page Speed zu lernen. Warum der ungünstige Name für Wix nicht das einzige Problem ist und wie WordPress abschneidet, erfährst du in diesem Beitrag.
- Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse:
- Wieso ist die Ladezeit von Webseiten wichtig?
- Wie wird die Performance von Websites gemessen?
- Deutschland: 25% noch nicht schnell genug
- Positiver Trend: Webseiten werden jeden Monat etwas schneller
- Tablets sind auch nur schlechte Desktops
- 9. Platz: Internet in Deutschland besser als sein Ruf
- CMS: Jimdo am schnellsten, Wix sogar langsamer als WordPress
- Shopsysteme: Shopify nur Mittelfeld, WooCommerce als Schlusslicht
- Web Technologien: AMP langsamer als erwartet
- CDNs: schnelle Seiten nutzen Fastly
- Hintergründe: was (und wie) wir gemessen haben
- Fazit
Die Ladegeschwindigkeit von Webseiten wird im nächsten Jahr ein offizieller Google-Rankingfaktor. Die Optimierung von Ladezeiten ist dabei ein langwieriger Prozess. Daher solltest du dich bereits jetzt mit dem Thema beschäftigen.
Hast du nur wenig Zeit mitgebracht, hier unsere wichtigsten Erkenntnisse der Analyse:
Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse:
- Ladezeiten in Deutschland erfüllen die Erwartungen von Google zu 25% noch nicht: sie liegen über der Vorgabe von maximal 2,5 Sekunden.
- Der Trend weist jedoch in die richtige Richtung: der Anteil schneller Webseiten ist im letzten Jahr um 2 Prozent gestiegen.
- Das Internet in Deutschland ist besser als sein Ruf: Ladezeiten sind hierzulande vergleichbar mit Taiwan oder Schweden. Deutschland liegt damit auf der 9. Position – vor den USA, England oder auch Singapur.
- Jimdo zeigt, dass cloudbasierte CMS sehr gute Core Web Vitals-Werte liefern können. Aber auch Open-Source kann das schaffen: Typo3 ist nur wenig langsamer.
- Kein CMS ist langsamer als Wix: die rote Laterne in der Kategorie CMS, noch hinter WordPress, zeigt eindrucksvoll, dass die Cloud nicht per se schnell ist.
- Lightspeed liefert ein überragend schnelles Shopsystem ab. Shopify ist nur in der unteren Hälfte. Das WordPress-Addon WooCommerce ist das langsamste Shopsystem.
- Die Programmiersprache ist bei Web Technologien nicht entscheidend: es gibt schnelle Frameworks in Ruby (on Rails), PHP (Yii & Laravel), Python (Django) und anderen Sprachen. Nur Angular ist wirklich langsam.
- AMP führt nicht automatisch zu schnellen Webseiten. Nur rund 70% der AMP-Seiten erfüllen die Core Web Vitals.
Hast du mehr Zeit, hier die vollständige Analyse mit allen Daten und zahlreichen weiteren, interessanten Erkenntnissen zu Ladezeiten, schnellen und langsamen Systemen und den Zusammenhängen dahinter:
Wieso ist die Ladezeit von Webseiten wichtig?
Das Nutzererlebnis (User Experience) ist einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg von Webseiten. Die Ladezeiten sind dabei das Fundament einer guten Nutzererfahrung: muss der Besucher (zu) lange auf das Laden einer Seiten warten, springt er ab und sucht sich eine andere Quelle.
So hat Google in einer Untersuchung ermittelt, dass die Steigerung der Ladezeit von einer auf drei Sekunden zu einer um 32 Prozent erhöhten Absprungrate führt. Steigt die Ladezeit auf fünf Sekunden, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Besucher die Seite verlässt sogar um 90 Prozent.
Wie wird die Performance von Websites gemessen?
Um die Nutzererfahrung auf Webseiten messbar zu machen, gibt es eine Vielzahl von Tools und Herangehensweise. Google stellt mit den Core Web Vitals drei einheitliche und vergleichbare Kennzahlen bereit. Diese Core Web Vitals werden im nächsten Jahr zusätzlich ein Rankingfaktor, haben damit also direkten Einfluss auf die Position einer Seite in den Google-Ergebnissen.
Zu den drei Core Web Vitals haben wir bereits in einem anderen Beitrag Hintergründe, verschiedenen Messmethoden und Möglichkeiten zur Verbesserung aufgezeigt. Daher nur kurz zur Erinnerung:
- Largest Contentful Paint (LCP) – die Zeit, bis der größte Block Inhalt geladen wird. Gut: weniger als 2,5 Sekunden.
- First Input Delay (FID) – Zeitraum, bis der Nutzer mit der Seite interagieren kann. Gut: weniger als 0,1 Sekunden.
- Cumulative Layout Shift (CLS) – Indikator, wie stark sich das Layout während des Ladens verschiebt. Gut: weniger als 0,1.
In dieser Analyse haben wir, bis auf das erste Diagramm, auf den Wert für Largest Contenful Paint (LCP) zurückgegriffen. Dieser ist von den drei Core Web Vitals der elementare Messwert, um die Ladezeit der Seite zu messen.
Deutschland: 25% noch nicht schnell genug
Im ersten Schritt haben wir analysiert, wie Webseitenzugriffe aus Deutschland für die drei Core Web Vitals-Kennzahlen abschneiden. Google hat dafür jeweils drei Bereiche definiert:
- Gut (grün), wenn der Wert innerhalb von Googles Erwartungen liegt,
- Verbesserungswürdig (gelb) wenn er über den Erwartungen liegt, aber noch nicht zu weit davon abweicht und
- Schlecht (rot), wenn der gemessene Wert deutlich neben den Zielen liegt.
Auf dieser Basis ergibt sich damit für die drei Google Core Web Vitals die folgende Verteilung für Deutschland:
Beim Largest Contentful Paint (LCP) sind drei Viertel aller Zugriffe bereits gut. Nur 10% der Zugriffe bewertet Google als schlecht. LCP ist die Kernkennzahl der Core Web Vitals, da sie die eigentliche Ladezeit am direktesten wiedergibt.
Das First Input Delay (FID), also die Zeit bis zur Interaktion, hat die besten Werte: 86% der Zugriffe sind bereits gut und nur 2% werden von Google als schlecht gewertet. Wer hier also noch Nachholbedarf hat, muss sich beeilen, um nicht abgehängt zu werden.
Bei Cumulative Layout Shift (CLS), der Verschiebung des Layouts während des Ladevorgangs, ist auffällig, dass Webseiten diesen Test entweder bestehen (grün) oder er vollständig fehlschlägt (rot) – es gibt nur wenige Werte für verbesserungswürdig (gelb).
Positiver Trend: Webseiten werden jeden Monat etwas schneller
Um zu verstehen, wie sich die Ladezeiten in den letzten Monaten entwickelt haben, war die nächste Auswertung der zeitliche Verlauf für den Largest Contentful Paint über die letzten Monate:
Die Fortschritte sind zwar nicht rasant, aber doch zeigt sich ein leicht positiver Trend: seit November 2019 ist die Zahl der schlechten Messungen bereits um rund 2 Prozentpunkte zurückgegangen und die guten Messungen sind von 73% auf 75% gestiegen. Die Richtung stimmt: Webseiten werden jeden Monat ein wenig schneller.
Tablets sind auch nur schlechte Desktops
Kommen wir zur nächsten Analyse: der getrennten Auswertung nach Gerätetyp: Desktop, Handy und Tablet. Hier die Ergebnisse:
Wenig überraschend laden Webseiten auf dem Desktop schneller als auf dem Handy. Eine häufig kabelgebundene Internetverbindung und mehr Rechenpower sind hier ausschlaggebend. Der Unterschied zwischen Desktop und Handy ist allerdings geringer als erwartet.
Interessant ist das schlechte Abschneiden von Tablets. Eine mögliche Erklärung ist, dass Tablets in der Regel durch ihren größeren Bildschirm die Desktop-Version von Webseiten zu sehen kommen – die Hardware von Tablets aber eher mit Handys vergleichbar ist. Das führt zu einer signifikant schlechteren Ladezeiten-Performance.
9. Platz: Internet in Deutschland besser als sein Ruf
Die beim Endnutzer gemessenen Werte für die Core Web Vitals hängen nur zum Teil von der Performance der eigenen Webseite ab: Geschwindigkeit, Durchsatz und Latenz der Internetverbindung der Nutzer haben ebenso einen Einfluss auf das Ergebnis.
Zwar hat man als Seitenbetreiber keine Möglichkeiten, die Internetanbindung der eigenen Besucher zu optimieren, in einer Analyse der Core Web Vitals je Land zeigen sich diese Unterschiede aber sehr deutlich. Hier die Auswertung einer Auswahl der wichtigsten Länder:
In China und Südkorea entsprechen 82% aller Webseitenzugriffe den Performance-Erwartungen von Google – ein Top-Wert und mit Abstand weltweit führend. Danach folgen die nordischen Länder (Schweden, Norwegen, Dänemark) aber auch Japan und Taiwan.
Deutschland steht in dieser Analyse auf einem guten neunten Platz: Drei Viertel aller Zugriffe entsprechen bereits Googles Speed-Erwartungen. Was im Umkehrschluss zwar auch heisst, dass ein Viertel noch zu langsam ist – im Vergleich mit anderen, großen europäischen Nationen ist das aber ein Spitzenplatz. Bei aller berechtigter Kritik am langsamen Breitbandausbau und Mobilfunk-Löchern, zeigen die Zahlen ein positives Bild.
Ladezeiten in Russland und den USA sind in etwa vergleichbar. Und dass Asien nicht immer mit schnellem Internet gleichzusetzen ist, zeigen die schlechten Werte für Thailand und Vietnam.
Kiribati, ein Inselstaat im Pazifik, demonstriert die Auswirkungen einer extrem abgelegenen Lage und einer Internetanbindung via Satellit: nur rund ein Viertel aller Zugriffe ist bereits gut, knapp 60% der Zugriffe bewertet Google als schlecht.
CMS: Jimdo am schnellsten, Wix sogar langsamer als WordPress
Content Management Systeme (CMS) sind das Rückgrat des Internets: die meisten Webseiten werden auf Basis solcher Software betrieben. Vom Frisör nebenan, über den Mittelständler bis zur Seite mit vielen Millionen Besuchern jeden Tag.
Wir haben unsere Datenbank an Web-Technologien mit den Messungen der Core Web Vitals kombiniert, um die Ladegeschwindigkeiten der meistgenutzten Content Management Systeme auswerten zu können. Kommen wir direkt zur Analyse:
Jimdo, der Homepage-Baukasten aus Hamburg, liefert die beste Performance für den Largest Contentful Paint ab. Zu über 82% erfüllen Zugriffe auf Webseiten, die auf Jimdo laufen, die Performance-Erwartungen von Google.
Dass auch selbst gehostete CMS eine sehr gute Leistung liefern können, zeigt Typo3 als knapp zweitplatzierte Lösung in der Auswertung. Wer schon einmal mit Typo3 entwickeln musste, erinnert sich oft mit Grauen an die Komplexität. Der Geschwindigkeit dieses CMS auf PHP-Basis tut das jedoch keinen Abbruch.
WordPress, das mit Abstand verbreitetste CMS, schafft es nur auf den vorletzten Platz. Rund die Hälfte aller Webseiten läuft auf WordPress – dabei aber auch viele, die nur wenig Wert auf gute Ladezeiten legen. Rund 20% der Zugriffe auf Webseiten auf WordPress-Basis stuft Google als schlecht ein, weitere 21% als verbesserungswürdig.
Dass WordPress in dieser Analyse nicht die rote Laterne trägt, hat es dem Anbieter mit dem (zumindest im deutschen Sprachraum) ungünstigen Namen Wix zu verdanken. Diese Cloudlösung liefert nur rund die Hälfte aller Zugriffe mit einer guten Ladezeit aus. Fast ein Viertel bewertet Google mit den Core Web Vitals als schlecht.
Diese schlechte Performance ist besonders beachtenswert, wenn man bedenkt, dass sowohl der Gewinner dieser Analyse (Jimdo) als auch der Verlierer (Wix) die gleichen Startbedingungen haben: Cloudlösungen, bei denen der Anbieter das komplette System kontrolliert und jeden Teil optimieren kann (aber das offensichtlich nicht immer macht).
Shopsysteme: Shopify nur Mittelfeld, WooCommerce als Schlusslicht
Schon 2006 hat Amazon ermittelt, dass um 0,1 Sekunden erhöhte Ladezeiten zu einem um 1% reduzierten Umsatz führen. Das ist in den letzten 14 Jahren nicht besser geworden. Gute Ladezeiten sind für Onlineshops elementar wichtig.
Aus der Kombination unserer Technologie-Datenbank und den Daten zu Ladezeiten ergibt sich dafür die folgende Analyse für alle Shopsysteme, die wir häufig genug in der freien Internet-Wildnis gesehen haben:
Als Gewinner macht Lightspeed seinem Namen alle Ehre: Domains mit Lightspeed haben zu fast 93% einen Wert für den Largest Contentful Paint, den Google als gut bewertet. Nur 2% werden als schlecht bewertet. Das sind die besten von uns gemessenen Zahlen in dieser Analyse über alle Auswertungen hinweg.
Lightspeed hat den systembedingten Vorteil, dass es eine Cloudlösung ist. Der Anbieter kontrolliert also das komplette System und kann alle Bereiche auf Geschwindigkeit optimieren. Dass sehr gute Ladezeiten aber auch mit selbst gehosteten Shops erreichbar sind, zeigt die Open-Source-Lösung osCommerce mit ebenfalls sehr guten 84%.
Der aktuelle Shop-Shootingstar Shopify schafft es nur in die untere Hälfte der Analyse. Obwohl im Prinzip die gleichen Möglichkeiten wie bei Lightspeed (vollständig gehostet beim Anbieter selber), kann dieser Vorteil nicht in überdurchschnittlich gute Ladezeiten umgesetzt werden.
Weit abgeschlagen landet die WordPress-Erweiterung WooCommerce auf dem letzten Platz. Nur knapp die Hälfte der WooCommerce-Shops erreichen aktuell die Vorgaben von Google. Erschreckende 26% sind sogar schlecht. Das selber betriebene Hosting der Lösung bei oft wenig performanten Massenanbietern zeigt sich hier sehr deutlich.
Web Technologien: AMP langsamer als erwartet
Diese Auswertung befasst sich mit den unterschiedlichsten Web Technologien: von Backend-Technologien zur Erstellung von Webseiten, über JavaScript– und CSS-Libraries zur Gestaltung und Interaktion bis hin zu Google AMP.
Aufgelistet sind in der folgenden Tabelle nur die Technologien mit den meisten festgestellten Nutzungen in unseren Daten. Seltener genutzte Web Technologien wurden aussortiert. Auch konnten natürlich nur öffentlich erreichbare Webseiten ausgewertet werden. Hier die Analyse:
Ruby on Rails, ein vom Basecamp-Gründer entwickeltes Framework auf Basis von Ruby, ist mit Abstand führend: fast 85% aller Webseiten mit dieser Technologie liefern Webseiten innerhalb der von Google festgelegten Grenzen für eine gute Bewertung des Largest Contentful Paints aus.
Aber auch PHP-Frameworks wie Yii (74%) oder Laravel (73%) liefern gute Zeiten. Damit sich niemand benachteiligt fühlt: Python ist mit dem Django-Framework (75%) ebenfalls weit oben vertreten und ASP.NET (77%) sogar auf dem zweiten Platz. Wir lernen: Geschwindigkeit liegt nicht an der Programmiersprache, sondern an der konkreten Umsetzung.
Auffällig ist, dass AMP nicht zu den schnellsten Technologien zählt. Accelerated Mobile Pages (AMP) ist ein hauptsächlich von Google gepushtes Derivat von HTML. Zahlreiche Einschränkungen sollen dazu führen, dass AMP-Seiten auf dem Handy deutlich schneller laden als klassische HTML-Seiten.
Die Ergebnisse überzeugen nicht: weniger als 70% der AMP-Domains erfüllen die Google-Anforderungen. Das hat Google offenbar auch bereits erkannt und wird künftig auch solchen Seiten die AMP-Privilegien in der Schlagzeilen-Box vermachen, die schnelle Core Web Vitals vorweisen können.
AMP will no longer be necessary for stories to be featured in Top Stories on mobile; it will be open to any page.
Google Webmaster Central Blog, Evaluating page experience for a better web
Die einzige Web-Technologie, die es nicht schafft, dass mehr als die Hälfte aller Domains die Google-Anforderungen erfüllt, ist Angular. Ausgerechnet ein von Google entwickeltes und bereitgestelltes Framework für Frontend-Anwendungen …
CDNs: schnelle Seiten nutzen Fastly
Content Delivery Networks (CDNs) stellen weltweit verteilte Server bereit, so dass Inhalte kürzere und damit auch schnellere Übertragungswege zum Besucher der Seite zurücklegen können. Neben Spezialisten wie Akamai bieten auch die großen Cloudanbieter CDNs an.
Im Kern funktionieren alle CDNs ähnlich. Auch können sie an den physikalischen Grenzen nichts ändern. Daher ist bei der folgenden Auswertung zwischen Kausalität und Korrelation zu unterscheiden:
Es ist nicht davon auszugehen, dass die schnelleren CDNs die Ursache für den Vorsprung sind, sondern es wird so sein, dass performance-orientierte Seitenbetreiber auf diese CDNs zurückgreifen.
Domains, die auf Fastly als CDN setzen, laden im Durchschnitt deutlich schneller solche, die auf andere Anbieter setzen. Google landet auf dem zweiten Platz, aber auch Amazon und Microsoft (Azure) sind nicht weit abgeschlagen.
Dass Akamai weiter hinten zu finden ist, wird mit den typischen Kunden von Akamai zusammenhängen: das sind eher große, transnationale Konzerne, die häufig langsame Legacy-Systeme betreiben. Nicht die beste Voraussetzung, um moderne und schnelle Webseiten auszuliefern.
Fireblade, das Schlusslicht dieser Analyse, bietet kein klassisches CDN an, sondern eine Web Application Firewall: die Anwendung filtert Internettraffic nach potentiell gefährlichen Aufrufen und blockiert diese. Wer auf so ein Angebot zurückgreifen muss, wird im Durchschnitt auch eher ältere und nicht optimierte Webanwendungen betreiben und hat damit bereits strukturelle Nachteile in dieser Auswertung.
Hintergründe: was (und wie) wir gemessen haben
Die Messung von Ladegeschwindigkeiten hat eine lange Historie: von der ursprünglichen Messung des Beginns der Auslieferung des reinen HTML (TTFB, Time to first Byte) über den First Contentful Paint bis hin zu den aktuellen drei Messwerten der Core Web Vitals mit dem Largest Contentful Paint als zentrale Metrik hat sich viel getan.
Für die Analyse haben wir die offiziellen Berechnungsgrundlagen der Google Core Web Vitals genommen. Für diese gibt es im Kern zwei unterschiedliche Messmethoden: Labor-Daten, also selber gemessene Werte unter eigenen Labor-Bedingungen und Felddaten. Diese werden durch ein Userpanel gemessen. Wir haben für diese Analyse die Felddaten ausgewertet. In SISTRIX kannst du sowohl auf Labor- als auch auf Feld-Daten zurückgreifen. In Summe haben wir die Ladezeiten von 18,5 Millionen Domains analysiert.
Bis auf die ersten drei Auswertungen, die sich ausschließlich auf Messwerte aus Deutschland beziehen, umfassen die restlichen Analyse weltweite Messwerte. Auch werden dort sowohl Desktop-, als auch Mobile- und Tablet-Werte ausgewertet.
Diese Messwerte haben wir mit der Technologie-Erkennung in SISTRIX kombiniert, um Aussagen zu Software-Lösungen und Technologie-Stacks treffen zu können. Für die Technologie-Erkennung crawlen wir regelmäßig große Teile des Internets und gleichen gefundene Merkmale (“Fingerprints”) mit unserer Liste mit über 1.000 relevanten Internet-Technologien ab. Dabei haben wir nur solche Technologie-Core-Web-Vital-Kombinationen in die finale Analyse aufgenommen, die bei ausreichend vielen Domains vorkommen, um statistische Signifikanz zu erreichen.
Fazit
Google rückt die User Experience mit der Ernennung der Core Web Vitals zum offiziellen Rankingfaktor ins Scheinwerferlicht. In unserer Analyse konnten wir zeigen, wie groß die Spannweite der Messwerte derzeit noch ist. Je nach eingesetzter Software und Technologie, ist zwischen “bereits perfekt” und “ein Haufen Arbeit” alles vertreten.
Wie so vieles im SEO, muss die Verbesserung von Ladezeiten ein kontinuierlicher Prozess sein: keine einmalige Aufgabe, sondern ein dauerhafter, überwachter Vorgang. Er wird regelmäßige Aufmerksamkeit erfordern und auch die Ziele müssen ab und an angepasst werden.
Die Optimierung von Ladezeiten ist keine SEO-Kernaufgabe – und doch wird sie durch die Änderung Auswirkungen auf die organische Performance einer Webseite in den Suchergebnissen haben. SEO ist damit einmal mehr eine Querschnittsfunktion, die viele Bereiche einer Firma zusammenbringen muss.
Wir selber haben die Ladezeiten unserer Webseite lange vernachlässigt. In den letzten Wochen sind wir das Thema angegangen und haben gemerkt, welch hohen Aufwand (sehr) gute Werte erfordern. Und doch lohnt es sich: nicht nur Google wird damit glücklich, besonders die echten Benutzer danken es uns. Daher: verschlaft das Thema nicht. Lieber in diesem Jahr angehen als auf nächstes Jahr verschieben.